Maxime Open 2025
Wir waren mal wieder in Rheinhessen unterwegs und haben bei der Maxime Open 2025 dieses mal rund um Saulheim uns quer durchs Gebiet probiert.

Es war nicht mehr viel übrig vom ursprünglich gebuchten Fahrplan als wir in Richtung Rheinhessen aufgebrochen sind. Früh Zug buchen ist da so ein bisschen wie 30 werden: Man kann dem Verfall unnachgiebig zusehen. Aber so ganz ohne Zugbindung haben wir es dann trotzdem gut nach Saulheim geschafft. Insgesamt ist jenseits von Zugausfall und Verspätung die Anbindung an einen Bahnhof ein richtiger Pluspunkt, da zumindest mich Autofahren noch viel mehr stresst. Und auch Hotel und Abendessen sowie die Tickets für die Maxime Open waren früh gebucht. So früh, dass wir lange nach der Buchung noch Early-Bird-Rabatt-Emails bekommen haben. Nicht unbedingt die beste Idee das an Adressen zu schicken, die schon Tickets haben. Tickets ganz ohne frühen Vogel. Den inneren Schwaben macht sowas unglücklich.
Maxime Open 2025 also. Rund um Saulheim und Nieder Olm sperren fünf Weingüter ihre Tore auf und per Bus kommt man selber von Weingut zu Weingut. An jeder Station gibt es etwas zu Essen und, wichtiger, Gastweingüter, die ebenfalls ihre Weine zum Probieren dabei haben. Anders als im letzten Jahr kombinieren wir beide Tage in einen Beitrag. Die Vorwoche, die das Schlafzimmer regelmäßig an der 30-Grad-Marke hat kitzeln lassen, hat nicht unbedingt zu einem ausgeruhten Körperzustand geführt. Da muss man die Körner beisammen halten. Ein großer Teil war und ist für mich auch immer, was zwischen den Stationen passiert und die Stationen selber. Bei nur fünf Stops ist das entsprechend reduziert, aber dazu kommen wir noch beim Fazit. Bevor es losgeht noch der übliche Disclaimer: Was hier auftaucht war gut, was nicht auftaucht deshalb nicht automatisch schlecht. Und Jahrgänge sind nach bestem Wissen notiert worden, leider hat hier und da die Flasche nicht zur Weinliste gepasst. Ich hoffe ich habe das überall korrekt notiert.
Los geht es am Samstag morgen per Fuß durch die Weinberge (ich habe mir später sagen lassen, dass das die Saulheimer Hölle ist) vom Hotel aus in Richtung Weingut Landgraf. Wir wollen schließlich pünktlich starten und einen Halt direkt in Saulheim gibt es eh nicht. Von Landgraf selber sticht für mich der Weißburgunder Saulheim 2023 mit seiner feinen, gelben Cremigkeit und dem tollen Mundgefühl heraus. Genau wie der Saulheim Hölle 2023 Riesling mit viel Eukalyptus in der Nase, Kräutern und viel Länge. Das Weingut Beck Hedesheimer Hof hat mit der Cuvée Karl einen Brut Nature aus Pinot Meunier, Auxerois und Weissburgunder dabei, der nach 48 Monaten Hefelager mit Brioche, feiner Kernigkeit und viel Zug überzeigt. Der 2021 Marhans Riesling hat eine tolle Säure, die richtig fruchtig wirkt. Wie toll das dann reift, zeigen die Jahrgänge 17 und 14, die (ohne offiziell dabei gewesen zu sein) ebenfalls verteilt wurden. Das Weingut Beiser hat eine tolle Scheurebe Tabularasa 2024 dabei, die mit viel cremigem Pfirsich zwar intensiv fruchtig ist, mir aber nicht auf die Nerven geht dabei. Etwas, das noch einige andere Scheureben schaffen werden an diesem Wochenende. Die Kollektion von Bernhard war wieder super, vor allem die beiden Silvaner Wolfsheimer 2023 unfiltriert mit viel Struktur und Zug und der Sankt Kathrin 2023 (23 laut Etikett, ich habe ein Foto, laut Liste 21, laut Webshop gibt es 20 und 21. Who knows) mit 20% Maischegärung, der fast karg in der Nase dann lange auf sich rumkauen lässt. Strukturwein. Karl May hat mir letztes Jahr schon gut gefallen und muss es mal in die Nachlese schaffen. Der Weißburgunder 2024 ist jedenfalls ein klasse, überhaupt nicht belangloser Einstieg mit Textur und Zug und der Pinot 2021 Osthofen ist noch ein bisschen besser mit viel kühler Kirsche und schlankem Fokus ohne dünn zu sein. Neef-Emmich hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, aber schon der Dalsheimer 2024 Riesling Ortswein gefällt mir mit seiner Kräuterigkeit und der eher warmen Säure gut. Noch besser sind dann die beiden Weine aus dem Gundersheimer Höllenbrand, der direkt neben dem Westhofener Morstein liegt. Der 2023 Höllenbrand Riesling ist karg, fast medizinisch kräuterig in der Nase mit einer Säure die ein bisschen an Popping Candy erinnert. Und auch der 2022 Höllenbrand Pinot hat eine tolle, kühl-würzige Kirsche, beim Riechen und Trinken und viel Struktur. Stark.
Wir haben an diesem Samstag leider das kurze Stöckchen gezogen was den Busverkehr angeht. Fast 50 Minuten stehen wir an der Haltestelle bevor es weitergehen kann. Später erfahren wir, dass von fünf geplanten Bussen leider zwei ausgefallen sind. Das ist natürlich doof und gegen einen Motorschaden ist man dann als Veranstalter auch irgendwie machtlos. Die Auslastungsanzeige über eine Whatsapp Gruppe ist zwar eine gute Idee, wenn man aber nicht rückwärts fahren kann und eine Schleife über eine Stunde dauert, dann irgendwie auch nutzlos. Weil “nicht ansteuern” dann “nie ansteuern” bedeutet. Zumindest für diesen Tag. Mit dem dann erscheinenden Bus überspringen wir Thörle für diesen Samstag und fahren direkt weiter zu Münzenberger nach Zornheim, essen erstmal Burger und genießen den schönen Innenhof.
Der Mother Earth Sekt vom Gastgeber Münzenberger faszinierte mich schon letztes Jahr. Und genau wie da, frage ich mich immer noch, wie viele Gläser lang ich diese Menge an grüner Paprika im Schaumwein lecker finde und ob es irgendwann nicht umschlägt. Der Decoded Poetry 2021 Riesling hat Zug, etwas exotik In der Frucht und in seiner Säure. Schön. Der 2020 Bechheimer Geyersberg vom Weingut Schmitt hat deutlich weniger Zug, gleicht das aber durch Charme und Cremigkeit mehr als aus. Den Syrah Reserve mussten wir schon allein deshalb probieren, weil es Syrah ist. Das ist gut, aber sehr jung und noch ziemlich ruppig im Gerbstoff. Bei der Hitze im Innenhof kühlt der Scheurebe Kabi 2024 von Braunewell den Körper wieder runter. Mehr Sommerwein wird schwierig. Voll wird es aber auch im Innenhof und weil bei Eva Vollmer richtig viele Weingüter warten, ziehen wir weiter.
Dass wir nochmal knapp über 40 Minuten warten müssen und die Zeit lieber ins Probieren investiert hätten, geschenkt. Ob der fehlenden Glaskugel war das sowieso nicht vorhersehbar. Und zumindest sind dieses mal hinter uns mehrere Menschen gesessen, die sich gefreut haben, wie gut bei ihnen die Verbindung per Bus geklappt hat. Man konnte also auch Glück haben. Je weniger Bus man fährt pro Tag, desto unangenehmer nimmt man Ausreiser nach oben wahr, denke ich. Eva Vollmer wird unser Tagesabschluss. Und nicht nur für uns, denn auf dem großen, echt schönen Gelände wird auch die Abendparty stattfinden, die wir aber überspringen um noch entspannt wieder nach Saulheim zu kommen.
Achenbach wieder mit toller Kollektion, die die Nachlese bestätigt. Heraus sticht der 2023 Heerkretz. Gleiches gilt für Eppelmann, die auch wieder mit allen Weinen überzeugen und zurecht nach letztem Jahr hier im Blog nochmal aufgetaucht sind. Mett & Weidenbach ist letztes Jahr im Schnell-Schnell zum Tagesende etwas untergegangen. Leider, muss ich jetzt sagen, denn das ist richtig gut. Der Chardonay Pinot Brut Nature hat feine Hefe, Cremigkeit, gelbe Frucht und Zug. Der Chardonnay Ingelheim 2024 etwas Joghurt, der von einer echt schönen gelben Frucht abgelöst wird. Der 2023 Unft Chardonnay ([Unft] ist eine Lage, keine Abkürzung, ich musste nachfragen) ist die konsequente Weiterentwicklung. Mehr Holz, feinere, aber vorhandene Laktik, feinere Frucht. Toller Wein. Und der doppelt dekantierte Pinot Pares 2022 zeigt auch da wo die Reise hingeht. Etwas ruppig im Gerbstoff vielleicht, aber tolle Frucht und Struktur. Stark. Beim Weingut Meiser kann man gereiften Riesling 2017 Eiskeller Reserve Rotenfells nicht nur probieren, man kann ihn auch ab Hof kaufen. Das ist klar, mit toller Frucht und feiner Reife dann hinten raus. Auch richtig gut: Scheurebe Kabi 2024 mit Zug und erstaunlich wenig offensiver Frucht. Milch macht immer noch tolle Chardonnays bei denen der Blauarsch Reserve 2017 heraussticht mit Intensität und Struktur. Vom Weingut Mertz gefällt mir der Eckelsheimer Porphyr 23 mit seiner sehr, sehr fruchtigen Säure richtig gut. Am Etikett mit Tieren von Rappenhof kommen wir natürlich nicht vorbei. Der Schaumwein in der Flasche ist aber auch wirklich schön. Den für uns einzigen Rieslingsekt des Wochenendes probieren wir beim Weingut Werner und der zieht mit seinen 55 Monaten auf der Hefe enorm an Zunge und Gaumen. Toller Schaumwein. Zimmermann stand letztes Jahr schon für die Nachlese auf der Liste und wir haben es irgendwie nicht geschafft. Der 2023 Höllberg Riesling ist steinig, karg mit super Struktur. Und der gereifte 2017 Reserve Riesling aus der Schatzkammer legt mit Frische und Mineralität noch eine Schippe drauf. Dieses Jahr schaffen wir das. Gar nicht auf dem Schirm hatte ich das Weingut Zöller. Aber der Riesling Eckelsheimer Kirchberg 2022 hat eine geniale Struktur, viel Würze und eher milde Säure. Und auch im Silvaner Alte Reben ist richtig Struktur und Substanz. Es werden dann langsam immer mehr Menschen und 18 Uhr rückt näher, so dass wir einen der letzten Busse nehmen um gen Hotel aufzubrechen.
Weil es am ersten Tag so gut geklappt hat, starten wir auch den Sonntag zu Fuß durch die Saulheimer Hölle. Dieses mal in Richtung Thörle. Es ist mir überhaupt ein Rätsel warum diese Möglichkeit weder beworben noch ausgeschildert wurde. Vom Bahnhof in Saulheim dürften es so 25 Minuten Fußweg sein, die Weinberge sind schön, die Anreise per Zug entspannt und man spart sich einmal Bus. Eine verpasste Chance meiner Meinung nach. Wir splitten den Tag, machen halb Thörle, dann Mommenheim, dann nochmal Thörle, um auf jeden Fall per Bus wieder nach Saulheim zu kommen. Der Sonntag wurde leider gestutzt und endet schon um vier.
Dass Bischel tolle Weine macht ist kein Geheimnis. Der Hundertgulden 2023 ist dann aber doch ziemliches Potentialtrinken. Da werden ein paar Jahre in der Flasche gut tun. Spannung ist da jetzt schon ohne Ende im Wein. Beide Pinots von Bunn Strebel haben eine tolle, kühle Frucht, sind klar, präzise und richtig gut. Man meint eine Handschrift zu erkennen. Der Silvaner Steinkreuz 2022 von Gunderloch ist ziemlich reduktiv, lang und mit viel Steinobst und Textur. Das ist richtig gut. Genau wie der Nierstein 23 Roter Hang Riesling mit kühlen Kräutern, frischer Säure und Kernobst auf der Zunge. Heiligenblut ist ebenfalls quer durch die Kollektion ein Erlebnis. Wer da Lust drauf hat, der kann beim übernächsten WRINT Flaschen Podcast im August Heiligenblut trinken. Wir trinken auf jeden Fall mit. Infos bei Christoph Raffelt. Und auch am bewölkten Sonntag mit leichtem Nieselregen pfeift Scheurebe Kabi. Ich werde langsam Fan davon. Sander hatten wir ja erst im Blog. Der Chardonnay Amphore ist super.
Heute mag uns der Bus und fährt mehr oder weniger zeitgleich mit uns ans Eingangstor. Ab zur letzten Station also, ab nach Mommenheim zu Werther-Windisch. Die (für uns) beste Verpflegung des Wochenendes. Risotto von Sir Otto und Pasteis de Nata sind einfach schwer zu überbieten. Und ordentlichen Espresso gab es auch. Die Gastgeber selber, also Werther-Windisch, hatte ich vorher auch nicht auf dem Schirm. Der Silvaner Brut Nature 2017 mit ganzen 72 Monaten Hefelager fragt da schon leise warum eigentlich. Das ist einer der besten Silvanersekte, die ich bisher hatte. Geniale Perlage, Brioche, ganz viel Zug. Der 2022 Lieth Silvaner aus dem Steingut ist karg, mit Heu und Kräutern in der Nase und dabei steinig schön. Der Schlossberg 2022 Riesling hat einen ähnlichen Stil, ist kräuterig, gelb in der Frucht und mit toller Struktur. Entdeckung für mich. Wagner-Stempel hat die große Kapelle eingepackt dieses Jahr. Der erste selbst-versektete Tirus war dabei. Genial! Porphyr 2024 ist, wie Wagner-Stempel Porphyr eben, sowieso immer eine Empfehlung und der 2023 Heerkretz zeigt jetzt schon was er kann. Klar, lang, intensiv, Riesling pur. Der Morstein 23 Riesling von Rettig riecht nach einer Mischung aus Multivitaminsaft und Klebstoff. Aber positiv. Und die Struktur hinten raus ist auch toll. Weingut Wechsler wird in den nächsten Wochen hier eh im Blog auftauchen. Die einzig englischsprachige Station des Wochenendes und die Weine machen richtig Spaß. Der La Roche 21 vom Espenhof zieht einem dann kurz die Zunge wieder gerade. Ein karger Ritt auf der Rasierklinge. Der Kisselberg Pinot 19 fängt einen dann mit toller Frucht, leichtem Waldboden und feinem Tannin wieder auf. Schätzel macht eine Tour durch seine trüben Weine. Und es strahlt jeder Wein, ist klar, sticht heraus aus der Veranstaltung und passt trotzdem genau hier hin. Vor allem Steiner Riesling und Silvaner, Weine aus mehreren Jahrgängen im Solera-ähnlichen Verfahren, sind toll. Und der Fuchs Riesling mit seinem Florhefe-Einfluss ist ein mega guter Wein. Erst Natural-Riesling, dann etwas Sherry auf der Zunge. Toll. Der perfekte Abschluss für diese Station.
Was bleibt? Ich habe noch weniger ein Gefühl für den Jahrgang 2024 als letztes Jahr für 23. Gefühlt waren noch weniger 24er dabei, aber die genauen Zahlen habe ich natürlich nicht. Das mag auch daran liegen, dass 24 viel Menge dem Frost zum Opfer fiel. Es bleiben für mich einige Entdeckungen, die man hier im nächsten Jahr sicher nochmal finden wird. Der kürzere Sonntag ist ein Problem für uns. Die zwei Stunden weniger fehlen einfach. Sonntag ist der bessere Tag zum Probieren, einfach weil weniger los ist und man besser ins Gespräch kommen kann. Wir hatten richtig Glück mit dem Bus und sind trotzdem mit nur zwei Stationen mehr oder weniger gerade so hingekommen. Wer da Pech hat, oder mehr machen will, oder vielleicht mehr als nur zwei mal Bus fahren muss, unmöglich. Das stellt den Sonntag zumindest für uns in Frage und damit wegen der längeren Anreise dann gleich das ganze Wochenende. Ich verstehe natürlich, dass auch für die Winzer Sonntag ist, und man lieber um vier abbaut als um sechs. Die Stationen sind ein gutes Thema. Wann hört Weinguts-Hopping auf und wann fängt es an eine leicht verteilte Weinmesse zu sein. Ich habe keine gute Antwort, aber gerade die Station Eva Vollmer war irgendwie schon eine kleine Weinmesse. Und auch das von Station zu Station im selben Ort gehen, das Entdecken, die vielen Weingüter, die Weinschnitzeljagd, wie man sie an der Mosel hat. Das fehlt ein bisschen. Trotzdem war es ein total schönes Wochenende mit super spannenden Weinen. Und ich würde nicht tauschen wollen mit der anderen Seite des Tischs. Den vierten Junggesellinnenabschied, ich würde ihn mental nicht heil überstehen. Wer Rheinhessen probieren will, für den lohnt sich die Maxime garantiert.
Und ganz zum Schluss noch ein echter Tipp: Sollte es einen nach Saulheim verschlagen, ich wüsste zwar nicht warum, außerhalb solch einer Veranstaltung, aber Menschen wohnen ja in der Nähe oder können einen kleinen Umweg fahren: geht ins Mundart essen. Und trinken. Die Weinkarte ist groß und voller Rheinhessen, die Preise sind mehr als fair, viele Weine gibts aus mehreren Jahren und das Essen dazu steht dem Wein nicht nach. Die Fischsuppe war genial, alles drum herum ebenfalls. Vielleicht kommen wir ja allein deshalb wieder.
