La Soufrandière - Au Vignerais Zen 2020
Wir trinken diese Woche einen Chardonnay aus dem Burgund: Von La Soufrandière ein Au Vignerais Pouilly-Fuissé Zen 2020.

Fast jedes Mal, wenn entweder hier oder in Offlinediskussionen Riesling auftaucht, fällt von mir sinngemäß der Satz, dass ich, wenn ich ohne genauen Plan eine Flasche Wein auf den Tisch stelle, nie Riesling da hin packe. Aber was denn dann? Das hier zum Beispiel. Also nicht genau das hier, denn die Zen Linie haben wir gerade zum ersten mal vor uns stehen, aber Chardonnay von den Bret Brothers. Ein bisschen Hintergrund zum Weingut hatte ich schon beim letzten Auftauchen hier geschrieben. Es liegt im Mâconnais, also im Süden des Burgund, und ist seit 1947 in Familienbesitz, die aktuelle Generation ist seit 2000 am Ruder. Ein halbes Hektar Weinberge in der Lage Au Vignerais sind allerdings erst seit 2016 im Besitz des Weinguts. Die Reben stehen hier auf einer Mischung aus Kalk und Lehm und schauen in Richtung Süden. Die Bewirtschaftung ist zertifiziert biodynamisch.
Grundsätzlich bin ich ja Freund von wenig Tinte auf viel Papier, wenn man aber schon Tinte benutzt, dann doch bitte so. Das Etikett ist vollgestopft mit Infos über den Wein und das ist großartig. Und dann auch noch zweisprachig, so dass ich es nicht abtippen und in den Übersetzer werfen muss (oder französisch lernen, aber wem mache ich was vor, das wird eher nicht passieren bei meinem Sprachtalent). Die Trauben wurden am 29. August 2020 von Hand gelesen und spontan vergoren. Anschließend folgen 17 Monate in Stahl und Barrique, der Wein macht eine malolaktische Gärung durch und wird ungeschönt und ungefiltert mit einem pH von 3,23 auf die Flasche gezogen. Das macht den Informationsnerd glücklich. Der grüne Zen Stempel auf dem Label sagt übrigens, dass erst bei der Füllung eine kleine Menge Schwefel zugegeben wurde. In diesem Fall sind das 35 mg auf den Liter.
Der Wein riecht kernig, nussig mit ein bisschen Apfelschale, die schon ein paar Minuten auf dem Küchentisch lag. Es wirkt reduziert und eher karg so direkt nach dem Ziehen der Baumrinde. Erst mit viel Schwenken kommen ein paar Äpfel und Birnen dazu. Der erste Schluck ist glatt. Klingt irgendwie doof, aber ein besseres Wort fällt mir leider auch nicht ein, das das Mundgefühl gerade beschreiben würde. Das ist frisch, kühl, zieht schon an den Zungenrändern, aber ist eben irgendwie auch, ja, glatt eben. Was nicht bedeutet, dass er schnell hinten durch rutscht. Ganz im Gegenteil, denn das, was man schmeckt, das bleibt ziemlich lange liegen. Das ist saftig und richtig gut. Aber Luft dürfte kein Fehler sein, denn schon der erste Schluck profitiert enorm vom Schwenken. Gegen Ende des Abends wird es cremiger, kerniger und strukturierter. Gleichzeitig taucht Joghurt auf und Zitruszesten. Aber, und das ist vielleicht der Hauptgrund warum ich nach so einer Flasche greife, das trinkt sich zu jedem Moment einfach gut.
In der Nase wird der Wein offener über Nacht, mehr Kernobst, gepufftes Getreide, keine Apfelschale mehr. Dafür mehr von allem Anderen. Das war sehr jung gestern und mit einer Nacht Abstand fällt das noch mehr auf. Der Chardonnay ist enorm saftig inzwischen, fast wie Fruchtsaft in der Säure, von grünen Äpfeln, man schmatzt, man zieht die Backen nach innen. Vorne auf der Zunge ist Salz, hinten viel Apfel, Birne und Zitrus. Intensiv, cremig und zum Reinlegen schön. Ich denke, dass zur kompletten inneren Ruhe, so dass sie dem Zen-Stempel auch gerecht würde, noch ein paar Jahre fehlen dürften an Flaschenreife. Es ist immer noch ungestüm, mehr in der Nase als beim Trinken. Aber ich mag das ja. Und es erinnert mich so wie das gerade schmeckt an einen anderen Wein, ein anderes Climat, aber auch Soufrandière. Es war kein Zen, das weiß ich noch. An Weihnachten kümmern wir uns regelmäßig um die Getränkebegleitung. Jeder Weinnerd dürfte das kennen, manchmal zündet der, manchmal nicht. Und diese Flasche Chardonnay, die hat so gezündet, wie wenig andere Weine danach. Und der hatte das auch, diese sanfte aber intensive Cremigkeit, das Kernobst, den Zing. Wie schön, dass diese Flasche mir das wieder ins Gedächtnis zieht.
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