21.9.2025

Zwei Flaschen Petri

Wir trinken zwei Flaschen vom Weingut Petri aus der Pfalz: Einen Spätburgunder Selektion 2019 und einen Riesling Am Goldberg 2020.

Zwei Flaschen Wein vom Weingut Petri stehen auf einem Holztisch. Auf den Etiketten sind Angler abgebildet. Dahinter stehen ein Weinglas und ein Stapel Bücher. Vor den Flaschen liegen die beiden Korken und ein Kellnermesser.

Die Weine vom Weingut Petri sind eine feste Größe in unserem Weintrinkerdasein. Nicht, dass wir uns den Kofferraum volladen würden, da sind wir die falschen Kunden dafür, aber sie tauchen Jahr für Jahr immer wieder hier und da auf. Zeit, dass sie das in einem eigenen Beitrag auch hier dürfen. Sie sind außerdem, soweit ich mich erinnern kann, der Startschuss unserer Raffeltschen Weinsozialisierung. Auch die damalige Ausgabe WRINT Flaschen stand mit einiger Verspätung auf dem heimischen Esstisch, ein Hoch auf das asynchrone Podcast hören, weshalb es ein bisschen weniger als die fast 10 Jahre inzwischen her ist. Aber seit nun fast 10 Jahren probieren wir quasi jedes Paket, während Holgi Fragen stellt und Christoph erklärt. Ein bisschen verrückt ist das schon, dass das jetzt schon so lange ist. 31 Euro 90 hat das Paket damals gekostet. Da wird man doch ein bisschen wehmütig. Gleichzeitig ist Petri vielleicht das einzige Weingut, bei dem ich nachweislich erfolgreich geinfluenced habe, lange bevor ich überhaupt über das, was ich so trinke, geschrieben habe. Und bei der Familie der Mittrinkerin wird der Kofferraumplatz regelmäßig voll ausgenutzt.

Maximilian und Philipp Petri machen als aktuelle Generation Wein in Herxheim am Berg in der Pfalz, wo die Familie Petri auf 14 Generationen Vorarbeit aufbauen kann. Der Teil Am Berg ist wichtig, denn nur wenig weiter südlich gäbe es noch ein Herxheim, das bei Landau, und wenn man von weit genug her fährt und nur kurz auf die grobe Richtung im Navi schaut, dann sieht das erschreckend plausibel aus. Woher ich das weiß? Tja. Herxheim am Berg jedenfalls liegt nördlich von Bad Dürkheim kurz nach Kallstadt. Und auch bei kurzzeitiger Navi-Fehlleitung sind die Distanzen in der Pfalz kurz und der Weg schnell gefunden. Sich durchs Sortiment zu probieren wird allerdings auch beim Besuch auf dem Weingut schnell zur Mammutaufgabe, denn die Weinkarte war vor 10 Jahren schon verrückt umfassend und ist das bis heute geblieben. Wir trinken aus dieser Kollektion eine Flasche Riesling Am Golberg 2020 und eine Flasche Spätburgunder Selektion 2019 aus dem Herxheimer Honigsack, ausgebaut im kleinen Holzfass.

Wenn ich mir Riesling vorstellen, dann riecht das in meinem Kopf so wie dieser Goldberg. Gelbes Steinobst, etwas Mineralität, etwas Feuerstein. So typisch Riesling einfach. Das ist glasklar und wenn man wirklich lange einatmet, kommt hinten noch etwas Cremiges. 2020, das sind jetzt auch 5 Jahre. Aber Reife oder auch nur der Anflug von Reife, Fehlanzeige. Die Säurestruktur ist toll, die hat Zug, lässt einem aber das Zahnfleisch auf den Kieferknochen. Da ist Frucht und ein paar weiße Zitrusfruchthäute. Das bleibt lange auf der Zunge und je länger ich die Nase ins Glas halte, desto kräuteriger wird der Wein und desto mehr mag ich das.

Tag zwei ist praktisch unverändert. Ich muss sagen, dass mich das beeindruckt, denn auch der aktuelle Jahrgang ist für unter 15 Euro zu haben. Damals dürfte das noch weniger gewesen sein. In einer Zeit, in der bei vielen Betrieben da ungefähr der Einstieg beim Gutswein ist, wenn überhaupt, finde ich, dass man das schon erwähnen kann. Wenn dieser zweite Abend also für irgendwas als Vorhersage dienen kann, dann, dass auch noch ein paar Jahre mehr wohl kein Problem sein dürften. Die Säure beim Trinken ist noch einen Touch fruchtiger jetzt, Ananas, Zitrus und das Cremige weit hinten. Erinnert bei manchen Schlucken ganz kurz an Patisseriecreme, aber nur bis die Säure wieder zieht. Riechen tut das wirklich exakt wie am Tag davor. Toller Wein.

Der Spätburgunder ist ziemlich röstig zum Start. Etwas Wärme, Gewürze, Sternanis vielleicht, viel Vanille, etwas Pfeffer, Zwetschgen und dunkle Kirschen. Schade, dass wir den Zwetschgenröster erst einen Tag nachdem die Flasche schon leer war gekocht haben. Das hätte zum Abgleich gut gepasst. Die Kirschen sind da auch beim Trinken, das ist saftig, klar und auch hier ein bisschen röstig mit schöner Säuerstruktur und ganz feinem Gerbstoff. Es schmeckt deutlich frischer und kühler als es riecht.

Der Wein wird noch weicher über Nacht und hat ein bisschen Pech mit dem Timing. Konnte ja keiner wissen, dass ausgerechnet an diesem späten Septemberwochenende der Sommer nochmal richtig Hallo sagt. Wir sind zumindest bei 31 Grad auf der Streuobstwiese gesessen beim Zwetschgenernten und dementsprechend viel Sonne hat auch das Dach direkt über dem Wohnzimmer gestreichelt. Das ist gefühlt aber eher ein Wein für die kalte Jahreszeit und 15 Grad Außentemperatur weniger würden sicher einen besseren Rahmen bieten. Es ist immer noch röstig und voller Gewürze in der Nase. Viel dunkle Frucht, etwas Wärme. Das bisschen Gerbstoff, das am ersten Abend noch da war, das ist jetzt komplett abgeschmolzen und streichelt mehr über die Zunge als dass da Widerstand wäre. Das ist voll, rund, weich, beerig, mit Gebäck und Sauerkirsche, mit Rauch und Leder und weniger Vanille als am Vorabend. Ich mag das auch bei dieser Hitze ganz gerne, aber drei Monate später wären die Schlucke sicher größer.

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