26.10.2025

Zwei Flaschen Kopp

Wir trinken diese Woche zwei Flaschen vom Weingut Kopp aus Baden: Einen Spätburgunder Balzenberg 2020 und einen Chardonnay Felsenstück 2023.

Auf einem Holztisch stehen zwei Flaschen Wein vom Weingut Kopp. Im Hintergrund sind ein Weinglas und ein Bücherstapel zu sehen. Vor der Flasche liegen Korken und Kellnermesser.

Die Weine von Kopp sind ganz ähnlich zu der Flasche Muster vor Kurzem. Nicht die Weine selber natürlich, die sind komplett anders, aber es sind so Flaschen, die seit Jahren immer wieder auftauchen und es irgendwie nie in einen Post geschafft haben. Obwohl ich jedes mal dachte, da müsste man doch mal. Essensbegleitung hier, Weinliste dort, Offenausschank da drüben. Immer mal wieder haben wir Kopp getrunken oder Kopp ist uns über den Weg gelaufen. Das ging jetzt soweit, dass vorgestern, während wir in Stuttgart-Mitte zwei bis drei wohlverdiente Shopping-Unterbrechungs-Weine getrunken haben, jemand vom Weingut selber in den Laden spaziert ist um Probierflaschen vorbei zu bringen. Timing geht im Prinzip nicht besser.

Erst 1996 gründete Ewald Kopp das Weingut in Baden-Baden in, es liegt auf der Hand, Baden. Baden als Weinbauregion ist ja, wenn man die Enklaven in Taubertal und Bodensee ignoriert, ziemlich langgezogen von ganz im Südwesten an der Grenze zur Schweiz bis ganz hoch an die hessische Bergstraße hin zwischen Heidelberg und Bensheim. Mit Baden-Baden liegen wir innerhalb der enormen Nord-Südausdehnung der Weinbauregion jetzt ziemlich mittig in der Unterregion Ortenau zwischen Schwarzwaldrand und Rhein. Der damals einsame Hektar ist inzwischen auf über 30 Hektar angewachsen. In der aktuellen Generation führt Johannes Kopp das Weingut seit 2012. Von Anfang an wurden die Reben ökologisch bewirtschaftet, seit 2022 ist man zertifiziert biodynamisch im Anbau. Der Fokus liegt auf Burgundersorten, es wird aber auch Riesling aus einem mit Wald umschlossenen Weinberg gefüllt und was man eben sonst noch so im Weinberg stehen hat. Der Pinot steht im Baden-Badener Balzenberg (der auf keinem der mir bekannten Lagenkarten zu finden war, deshalb ohne Link) auf Schluff, Rotliegendem und Tonschiefer. Er wird für 22 Monate im Barrique ausgebaut und dann ungefiltert gefüllt. Der Chardonnay steht im Varnhalter Klosterbergfelsen, nein, ich hatte Varnhalt bis gerade auch noch nie gehört, in einer zentralen Parzelle auf lehmig, sandigen Böden. Der Wein wird in Holz vergoren und dann ausgebaut mit einem Drittel Neuholz.

Normal trinken wir hier entweder von klein nach groß oder von rot nach weiß. Das funktioniert heute nicht und wir entscheiden uns mit dem Chardonnay anzufangen. Das Neuholz versteckt er nicht, die Zündplättchenreduktion dahinter ebensowenig. Noch ein bisschen dahinter folgt dann sehr hellgelbes Obst. Birnen vielleicht. Die Säure im Mund erinnert an Joghurt, dann kommt Zitrus, was man nachdem man es schmeckt auch riecht. Überhaupt täuscht der Joghurteindruck. Das ist kurz laktisch, weich, anschmiegsam und packt dann mal so richtig die Zunge. Wir sind früh dran mit dieser Flasche, die sicher viel Zeit vor sich hat. Aber richtig gut ist das auch jetzt schon. Kühl, strahlend und intensiv. Mag ich wirklich sehr.

Über Nacht kommt Quitte dazu und irgendwie erinnert es jetzt an grüne Äpfel, so ungefähr eine Woche bevor ich reinbeißen wollen würde. Das ist dann meist zu spät, weil Madame gegenüber keine solchen Vorbehalte kennt und die Äpfel dann schon verschwunden sind. Da bleibt oft nur die Wahl zwischen unreif oder gar nicht. Ich schweife ab. Das, was der Wein in der Nase macht, die Textur, die er da andeutet, die erinnert mich jedenfalls sehr an grünen Apfel. Beim Trinken wird es dann kerniger als am ersten Abend. Weniger Laktik, ganz verschwindet der Joghurt aber nicht, mehr Zitrus. Das ist so klar beim Trinken und wird gefühlt noch frischer als am Tag zuvor. Das Schießplättchen ist verschwunden, das Holz wirkt besser integriert jetzt. Alles ist noch fokussierter, ausdrucksstärker und noch tiefer. Sehr, sehr gut. Und sicherlich ganz am Anfang seiner Lebenszeit.

Der Pinot hatte schon etwas Zeit auf der Flasche. Der ist würzig, erinnert an altes, abgelagertes Feuerholz, Rauch und dunkle Beeren. Er kommt zunächst beim Riechen viel mehr über die Würze als über die Frucht. Da sind Pfeffer und getrocknete Kräuter. Es erinnert mich irgendwie ans Kochen. Dann nimmt man einen Schluck und die Frucht kommt. Sauerkrische, viel Saftigkeit, auch das Holz und die Würze, aber viel weniger als in der Nase war.

Da tut sich dann gar nicht so viel am nächsten Tag. Trocken, würzig und viel altes Holz und Vanille, mehr Schote als Mark. Irgendwie heimelig, angenehm. Wie schon beim Chardonnay legt die Säure auch im Pinot am zweiten Tag nochmal eine Schippe drauf. Das ist so saftig jetzt mit dunklen Johannisbeeren, Sauerkirsche und Holunder. Fast ein bisschen Reformhaussaft, bei dem man direkt weiß, dass man da gerade was Gesundes im Glas hat. Also der Reformhaussaft, der Wein mit seinem Alkohol eher nicht so sehr. Ich denke, dass wir hier mit den 5 Jahren gerade einen ziemlich guten Zeitpunkt getroffen haben. Wenn man da eine Flasche im Keller hat, dann kann man da auf jeden Fall mal eine aufschrauben, sonst würde man etwas verpassen.

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