Domaine Aux Moines - Savennières Roche Aux Moines 2019
Wir trinken von Tessa Laroche eine Flasche Savennières Roche Aux Moines 2019 Chenin Blanc der Domaine Aux Moines.

Die Einhornjagd führt bisweilen unweigerlich zu Beifang. Man kann Händlern oder Winzern dabei dann unterstellen, den Wahnsinn um die rareren Flaschen zu nutzen, um Ladenhüter loszuwerden oder den Gutswein zu verkaufen. Und klar, da sind dann immer mal wieder auch Weine dabei, bei denen man sich hinterher denkt, dass man auf das Einhorn auch hätte gut verzichten können, weil man jetzt fünf Flaschen Glühweinpotential oder Soße im Keller stehen hat. Da kauft man dann aber vielleicht auch nur einmal. Manchmal werden die Pakete nämlich auch genutzt, dass sonst eher unter dem Radar fliegende Flaschen zumindest Streulicht des Schweinwerfers abbekommen. Und gerade das hat zumindest bei mir dann in den letzten Jahren dazu geführt, dass ich im nächsten Jahrgang dann nur den Beifang gekauft habe. Das schont Nerven und meist auch den Geldbeutel.
Eine solche Flasche Beifang ist dieser Chenin Blanc der Domaine Aux Moines, die in einem Karton zusammen mit einer Flasche Bernaudeau hier aufgeschlagen ist. Die Geschichte des Weinbergs startet bereits im zwölften Jahrhundert, als Mönche angefangen haben, hier Wein anzubauen. Das heutige Weingut ist aber ein paar hundert Jahre jünger. Die Familie der heutigen Winzerin Tessa Laroche kaufte das Gut 1981, Tessa stieg 2001 mit ein, übernahm in den letzten Jahren schließlich ganz das Ruder. Bis vor ein paar Jahren gab es noch einen Rotwein, dessen Reben jedoch weichen mussten. Heute sind die kompletten zwölf Hektar der Domäne mit Chenin Blanc bestockt. Die Lage Roche aux Moines rund ums Weingut liegt etwas nordöstlich des Ortes Savennières, fast direkt am rechten Ufer der Loire. Deutlich bekannter und damit hilfreich bei der geographischen Einordnung dürfte die direkte Nachbarlage Coulée de Serrant von Nachbar Nicolas Joly sein. Die ältesten Reben im Weinberg, um die 45 Jahre sind das im Durchschnitt, landen in diesem Wein. Die Weinberge werden biologisch bewirtschaftet und werden von Hand gelesen. Der Wein wird für ein Jahr in verschiedenen Holzfässern ausgebaut und darf danach nochmal ein halbes Jahr reifen.
Es riecht sehr typisch Chenin. Etwas Quitte, steinige Mineralität, etwas karg so zum Start mit Getreide und einem Touch Nagellackentferner. Soweit so normal. Bis man trinkt. Schon der winzige Probierschluck hat eine unfassbar gute Struktur. Das ist nussig, steinig, rollt harmlos an und greift dann, sobald es auf der Zungenmitte angekommen ist, mächtig zu. Das ist wirklich unglaublich gut und zwar bei jedem einzelnen Schluck. Das bleibt nussig, hat Würze, Erde, etwas Rauch, Frucht, zieht erst an Zunge und Backen, bis einem der Sabber zusammenläuft und sich langsam immer mehr gelbe Frucht aufbaut. Das hat so viel aromatische Tiefe, Saftigkeit, Frische und ist dabei unglaublich schwer zu greifen oder einzufangen. Ich bin begeistert. Das, was da zwischen Trinken und Runterschlucken passiert, ist einfach großartig.
Die Nase ist erstaunlich stabil und eigentlich unverändert. Vielleicht noch etwas karger, etwas wachsiger und kerniger, fast ohne Frucht. So wirklich interessiert mich das aber nicht, weil ich wissen will, ob das noch so schmeckt wie am ersten Tag. Und ja. Erst harmlos und dann zwei Momente später packt einen die brutale Struktur wieder. Salzig, nussig, fast zähflüssig zwischendurch nur um dann richtig cremig zu werden und letztendlich saftig frisch abzutauchen. Zumindest wenn man lange genug warten kann zwischen den Schlucken, denn der Wein hat Zeit, viel Zeit. Wir brauchen uns nichts vormachen. Das ist schon so ein bisschen Streberwein und nichts, das ich an Weihnachten auf den Tisch stellen würde. Egal bei welcher Familie. Das ist ziemlich kompromisslos, ein kleines bisschen wild, eckt an, zieht, fordert, entwischt beim Versuch, ihn zu greifen, und streichelt einem dann cremig die Backe entlang. Ich bleibe dabei: Einfach großartig. Und ich will überhaupt nicht einschätzen müssen, wie lange das noch liegen könnte. Von Reife jedenfalls keine Spur.
Über den gesamten Abend bleibt dieser Wein eine Faszination. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, ihn jetzt so richtig greifen zu können. Das ist einer dieser Weine, der einem bei jedem Schluck durch die Finger rinnt, man hat ein Wort auf der Zunge, einen Geschmack im Hinterkopf, eine Erinnerung. Aber eben nur da, im Hinterkopf. Dann trinkt man und schaut ratlos über den Tisch und sieht dort denselben, manchmal verwirrten Gesichtsausdruck. Und die selbe Begeisterung. Das ist einer dieser Weine. Einer der Weine, wegen denen ich aufschreibe, wie es geschmeckt hat, um wieder hierher zurückkehren zu können. Verrückt, dass das hier der Beifang war. Weil sich dieser Chenin mal vor so überhaupt gar nichts verstecken muss. Einer dieser Weine eben. Faszinierend.
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